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An Cheathrú Rua liegt etwa 40 Kilometer westlich von Galway auf einer Halbinsel zwischen den Buchten Cuan Chasla (Bucht von Casla) und Cuan an Fhir Mhóir (Bucht des Großen Mannes). Der Name bedeutet „das raue“ oder auch „das rote Viertel“. Wegen der kleinen Kirche am Strand von Barr an Doire wird der Ort auch Paráiste an Chillín, Gemeinde von Cillín (kleine Kirche), genannt.
Ursprünglich lebten die Menschen in der Nähe des Ufers. Dort konnten sie ihren bescheidenen Lebensunterhalt erarbeiten und genug Nahrung zum Leben finden. Erst der Bau der Straßen führte dazu, dass die Menschen ihre Häuser in deren Nähe bauten. So entstand das Straßendorf An Cheathrú Rua, wie wir es heute kennen.
Die herrlichen Strände im Westen Irlands sind weit bekannt, und natürlich machen die Strände in dieser Gegend da keine Ausnahme. Viele Menschen kommen, um den Trá an Dóilín/ An Trá Choiréilach (Korallenstrand) zu sehen.
Der Name Dóilín bedeutet „kleine Bucht“. Der andere Name, Korallenstrand, rührt daher, dass der Sand am Strand aussieht, als bestünde er aus lauter kleinen Korallen. Die Fragmente stammen aber nicht von Korallen, sondern bestehen aus den gehärteten und dann zerbrochenen Kalkausscheidungen einer bestimmten Art von Seetang. Das kristallklare Wasser, das man hier überall an der Küste findet, ist natürlich ideal zum Schwimmen, Windsurfen, Schnorcheln und Tauchen geeignet. Der Strand ist mit der Blauen Flagge ausgezeichnet und im Sommer sind dort Rettungsschwimmer im Einsatz.
Teampall Bharr an Doire (Kirche der Eichenhöhe), auch Teampall Inis Mhic Ádhaimh (Kirche von Mac Adams Insel) genannt, ist die älteste Ruine auf der Halbinsel. Die gotische Tür und das Fenster weisen auf eine Entstehung im 15. Jahrhundert hin. Es wird erzählt, dass der Heilige Smucán von den Aran-Inseln herüberkam und die Kirche in einer einzigen Nacht errichtete. Seitenwände und Giebel sind aus Granit erbaut, Tür- und Fensterrahmen aus Kalkstein. Die Kirche ist 15,6 Meter lang und 5 Meter breit.
Cnoc an Phobail (Hügel des Volkes) – Zu verschiedenen Anlässen kamen auf dem Hügel Menschen von nah und fern zusammen, z.B. am 15. März zum Tag des Ortsheiligen Mac Dara oder zur Johannisnacht am 23.Juni.
Loch na Naomh (See der Heiligen) – Der Sage nach hatte sich eine Gruppe Heiliger auf den Weg zu den Aran-Inseln gemacht. Nach einer Rast in Sruthán (Kleiner Fluss) zogen sie hinauf auf den Cnoc an Phobail. Dort stillte einer von ihnen seinen Durst mit Wasser aus dem Klauenabdruck einer Kuh und aus der kleinen Pfütze wurde ein See, Loch na Naomh. Es wird auch erzählt, dass einer der Männer sein heiliges Buch am See vergaß und die Menge der Heiligen so groß war, dass sie die Nachricht davon von einem zum anderen bis zum letzten der Männer in der Reihe weitergeben konnten, und dieser das Buch vom See mitbringen konnte.
An Séipéal (Die Kapelle/ Kirche) – In Caoran Mór befand sich die erste bekannte Kirche in neuerer Zeit mit angrenzendem Pfarrhaus. Der Weg von dort hinauf zum Cnoc an Phobail wird daher Bóithrín an tSagairt (Priesterweg) genannt. Auf einer Karte aus dem Jahr 1850 kann man an einer anderen Stelle, an der sich heute die Schule „Scoil Náisiúnta Mhic Dara“ befindet, eine neue Kirche mit Pfarrhaus sehen. Im Jahr 1889 erbaute dann der Pfarrer Uaitéar Mac Conbhuí wiederum ein neues Pfarrhaus, und im Jahr 1893 wurde die heutige Kirche, Séipeal Mhic Dara, errichtet.
Tobar na Croise (Kreuzquelle) – östlich der Kirche, gegenüber dem Loch an Mhuillín (Mühlensee), gelegen. Das Kreuz wurde 1934 errichtet, nachdem Vater Stiofán Ó Conghaile (Mission Conolly) von den Aran-Inseln in der Gegend einen Kreuzzug gegen den Poitín (illegal gebrannten Schnaps) unternommen hatte. Das Kreuz sollte die Menschen an die üblen Folgen des hochprozentigen Stoffes erinnern.
Leic an Phátrúin (Fels des Schutzheiligen) – er befand sich an der Stelle, an der heute der Pub „Tigh an Táilliúra“ (Haus des Schneiders) steht. Man feierte den Festtag des Heiligen Mac Dara am 15. März an verschiedenen Orten – am Teampall Bharr an Doire, am Céibh an tSrutháin, auf dem Cnoc an Phobail und schließlich am Leic an Phátrúin. In den fünfziger Jahren kam dann das Ende der Patronatsfeste.
Céibh an Dóilín (Anlegestelle der Kleinen Bucht) oder Céibh na Mine (Die Bezeichnung verweist auf „min bhuí“, ein grobes, billiges Mehl, das dort angelandet wurde.)
Trá na bPáistí (Strand der Kinder) – In der Nähe wurden ungetaufte Kinder begraben.
Cuan an Fhir Mhóir (Bucht des Großen Mannes) oder Cuan an Inbhir Mhóir (Bucht der großen Flussmündung) – Die Bucht zwischen An Cheathrú Rua westlich von Dóilín (s.o.) und Ceantar na nOileán (Inselviertel).
Cloch Chormaic (Granit) – Es wird erzählt, dass zwei Riesen sich solange gegenseitig einen Felsen zuwarfen, bis dieser in zwei Hälften zerbrach. Ein Teil fiel auf den Dóilín, der andere auf Tír an Fhia auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht.
Páirc an Chathánaigh – benannt zu Ehren von Seán Ó Cathán, sein englischer Name war John Keane, der in den Jahren 1928, 1934, 1942 und 1945 für Fianna Fáil Abgeordneter im County Council war. Er wurde 1940, als bisher Einziger aus der Gegend, in den Dáil (das irische Parlament) gewählt. Zur Zeit gibt es aber einen Senator aus An Cheathrú Rua: Trevor Ó Clochartaigh von der Partei Sinn Féin.
An Fhaithche/ Diméin – Dort wohnte Ende des 18. Jahrhunderts der Schmuggler Máirtín Mór Ó Máille in einem großen Haus, das dem Landbesitzer Richard Martin gehörte. Mauerreste des Hauses kann man noch am Ard an Tí Mhóir (Anhöhe des großen Hauses) sehen. Die Schmuggelwaren, u.a. wohl Rum und Tabak, wurden in der kleinen Bucht Dólainn (nicht zu verwechseln mit: Dóilín) angelandet. Die Ó Máilles verließen die Gegend um 1830 in Richtung Aran-Inseln.
Leanna Fíon (Wein) – in der Nähe von Trá an Dóilín. An diesem Ort gab es ebenfalls ein großes Haus. Dort wohnte der Landbesitzer Hartnetty. Man erzählt, dass der Keller voll mit Wein und Rum war und das Haus deshalb zu seinem Namen kam. Es gibt dort viele Ruinen und es wird gesagt, dass dies die zuerst besiedelte Gegend auf der Halbinsel war.
Das bedeutendste historische Ereignis der Gegend war die Schlacht von An Cheathrú Rua im Jahr 1880. Die Auseinandersetzung war Teil der entstehenden nationalen Bewegung gegen die Grundbesitzer in der Zeit des Cogadh na Talún (Landkrieges). Nach schlechten Ernten konnten viele Pächter ihre Pacht nicht bezahlen und wurden daraufhin von den Landbesitzern gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Zum Aufstand in An Cheathru Rua kam es, als ein Haus des Landbesitzers Kirwan geräumt werden sollten. Einheimische setzten sich daraufhin mit Hilfe von Menschen aus den umliegenden Gebieten Cois Fharraige, Ceantar na nOileán, Ros Muc, den Aran-Inseln und Dúiche Sheoigeach gegen die Polizei zur Wehr.
Im Jahr 1913 besuchte Ruaidhrí Mac Easmuinn die Gegend. Er hatte große Achtung vor der irischen Sprache und war entsetzt, als er sah, unter welcher Armut die Menschen und besonders die Schulkinder litten. Er versprach, ihnen zu helfen, und brachte daraufhin Mehl und Kleiderstoff nach Caladh Thaidhg. Peadar Neilí Ó Domhnaill beschreibt in seinem Buch „Seod-Aistí as Conamara“ (etwa: Geschichtenschatz aus Conamara) seinen Besuch:
Fear breá ard tanaí a b'ea é faoina chóta mór bréidín bán agus fésóg dhubh. Bhí mise sa triú rang ag an múinteoir lách Pádraic Ó Tiobraide*, go ndéana Dia trócaire air. D`fhiafraigh an cuairteoir dhíom cén t-ainm a bhí orm agus d'inis mé dhó i mBéarla, agus ní raibh focal eile Béarla ag aon ghasúr san am sin ach a n-ainm.
Ein gutaussehender, großer, schlanker Mann war er in seinem Mantel aus handgewebtem weißen Tweed und mit seinem schwarzen Bart. Ich war in der dritten Klasse bei dem freundlichen Lehrer Pádraic Ó Tiobraide*, Gott gebe ihm Frieden. Der Besucher fragte mich nach meinem Namen und ich sagte ihn ihm auf Englisch. In dieser Zeit konnten kein Kind außer seinem englischen Namen ein einziges Wort Englisch.
*Der Lehrer Ó Tiobraide war ein Vorfahr des bekannten Fernsehmoderators Ryan Tubridy.
Der Maler Charles Lamb lebte von 1933 bis zu seinem Tod im Jahr 1964 in der Bóthar Buí (Gelbe Straße). Die Menschen und die Landschaft des Ortes sind Motive eines großen Teils seiner Bilder.
Aus Cuilleán stammt der Maler und Bildhauer Pádraic Reany.
Eddie Delaney lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2009 etwa 30 Jahre lang in Caorán Mór. Der Bildhauer ist für seine Skulpturen u.a. von Wolfe Tone und Thomas Davis* bekannt, die in Dublin und an anderen Orten zu sehen sind.
*(kämpften Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jhds. für die Unabhängigkeit Irlands)
Gegenwärtig leben und arbeiten Künstler wie Dan Ó Flaithearta, Danny Wallace, Mary Conroy und Aoife Casby in der Gegend.
Der Schriftsteller Peadar Neilí Ó Domhnaill wurde im Jahr 1903 in Caorán Beag geboren. Seine Texte wurden in vielen Zeitschriften und Journalen wie Scéala Éireann, in Ar Aghaid, im Standard und im Leabhar na Ceaipísíneach veröffentlicht. Sein Buch, Seod-Aistí as Conamara, erschien 1943.
Muiris Ó Súilleabháin, der Verfasser von Fiche Blian ag Fás (engl.: Twenty Years A Growing), wurde auf den Blasket Inseln geboren, lebte aber in An Cheathrú Rua und ist auf dem Friedhof Barr an Doire begraben.
Sein Sohn, Eoin Ó Súilleabháin, war als Schauspieler des Amharclann na Mainistreach (Abbey Theatre) weit bekannt, und jeder in Conamara hörte in den 1960er Jahren samstagabends seine Sendungen Colm sa mBaile, Colm ar Strae und andere auf Raidió Éireann.
Tomás Jimmy Mac Eoin, Sänger und Verfasser vieler Liedtexte, wohnt in der Bóthar Buí. Zu seinen bekanntesten Liedern gehören An Cailín Álainn (Das schöne Mädchen; ein Liebeslied) und Bléan na Bó (Das Melken der Kuh; ein witziges Lied über den Einzug von Rock 'n Roll in den traditionellen Alltag). Auf dem Album The Fisherman's Blues von The Waterboys rezitiert er das Gedicht The Stolen Child von W.B.Yeats. Tomás und seine Schwester, Máire Uí Fhlatharta, gaben gemeinsam den Gedichtband Loscadh Sléibhe (Wildes Feuer) heraus und im Jahr 2010 erschien Máires Roman Ná gabh thar tí Stiofáin (Geh nicht weiter als bis zu Stefans Haus).
Sean-nós Sänger (alter Stil, Lieder ohne Instrumentalbegleitung) hat es in An Cheathrú Rua, wie überall in Conamara, schon immer gegeben, wie z.B. Máire Nic Dhonncha, Cholman Johnny, Pádraig Ó Catháin, Peadar Tommy Mac Donncha und Micheál Seoige. Heute sind unter den Sängern und Musikgruppen, die Altes und Neues spielen und singen, Cillín und Duirling.
Bob Quinn lebt seit über 40 Jahren in der Gegend. Von ihm stammen Filme wie Poitín, Caoineadh Airt Uí Laoghaire und Atlantean. Weit bekannt sind seine Fotos von den Menschen und der Landschaft der Gegend.
Der Schriftsteller Paul Mercier lebt seit 1998 im Ort. Er schrieb Theaterstücke wie Home, Studs und Drowning und war Regisseur der Fernsehserie „Aifric“ für Jugendliche.
In Caorán Beag lebte eine Familie Pye, die ursprünglich wohl aus Inis im County Clare stammte. Es ging ihnen zunächst gut, dann aber gerieten sie in Schwierigkeiten, und der letzte von ihnen, Pat, starb 1919 im Armenhaus. Einer unter ihnen war Dichter und Wahrsager, und es wird erzählt, dass ein großer Teil seiner Vorhersagen eingetroffen sind. An der Universität in Galway gab es einen Professor mit dem Namen Pye, und es ist möglich, dass er einer von diesen Pyes war.
Neben der Landwirtschaft und der Fischerei gab es bis in die 1960er Jahre hinein nicht viele andere Unternehmen und Industrien in dieser Gegend. Aber natürlich gab es hier, wie überall, selbstständige Schreiner, Küfer, Weber, Schneider, Schmiede, Maurer, Dachdecker und Leute, die mit ihrem Eselskarren als kleine Transportunternehmer ihren Lebensunterhalt verdienten.
Eine Ida Yates verbrachte eine Weile in An Cheathrú Rua und unterrichtete Mädchen in der Herstellung von Spitzen, die zu dieser Zeit sehr gefragt waren. Ende des 19. Jahrhunderts, in der Zeit des Bord na Ceantar Cúng (einer Behörde, die für die Entwicklung der dichtbevölkerten, armen Gebiete zuständig war), wurde an der Stelle, an der heute das Pfarrhaus steht, eine kleine Spitzenfabrik gegründet. Dort fanden etwa vier bis fünf Frauen Arbeit.
Etwa um die gleiche Zeit wurde in der Nähe des Loch an Mhuilinn eine Strickfabrik errichtet. Dort arbeiteten Mädchen und Frauen. Einige von ihnen wanderten nach Amerika aus, sobald sie genügend Geld für die Überfahrt verdient hatten.
In der Bóthar na Tismeáine wurde in den 1960er Jahren ein Gewerbegebiet ausgewiesen, in dem bis vor etwa 10 Jahren bis zu sechs Fabriken in Betrieb waren.
Tourismus – Viele Menschen kommen natürlich wegen der schönen, sauberen Strände nach An Cheathrú Rua. Aber vor allem die irische Sprache zieht sehr viele Besucher an. Es gibt viele Möglichkeiten für Schüler und Studenten, aber auch für interessierte Erwachsene, die irische Sprache zu erlernen. An mehreren privaten Sprachschulen können Schüler in den Sommerferien ihre Irischkenntnisse verbessern. Acadamh na hOllscolaíochta Gaeilge, eine Außenstelle der Universität Galway, bietet u.a. Sprachkurse für Erwachsene an. Weitere Informationen dazu auf www.acadamh.ie.
Céad míle fáilte
Aistrithe go Gearmáinis ag Katrin Siek
Translated to German by Katrin Siek